Es mag schon ein ungewohntes Bild gewesen sein, als etwa im Jahre 1896 – noch vor der offiziellen Gründung des Clubs – einige Damen – wahrscheinlich in züchtige, aber die Bewegungsfreiheit wohl etwas einengende Gewänder gehüllt – im Park des Amtsrichters Conrady hinter der Mildenburg mit dem Schläger einen Ball über ein Netz schlugen. So etwas hatte man in Miltenberg noch nicht gesehen und empfahl den Damen, sich doch wieder an ihr Spinnrad zu begeben.
Die Gruppe – sie hatte sich auf Initiative von Frau Johanna Winterhelt zusammen gefunden und es gehörten drei verheiratete Frauen, fünf ledige Frauen und sechs Herren dazu – war jedoch von ihrem Sport so begeistert, dass sie dieser Empfehlung nicht folgte. Sie führten ihr Treiben vielmehr bald auf einem für das Spiel besonders hergerichteten Platz bei der Jakob’schen Klengelanstalt fort. Aber auch dieser Platz stellte sich bald als unzulänglich heraus. Der Bezirksingenieur Brunner musste deshalb etwa im Jahre 1909 am Grauberg oberhalb des Wasserhochreservoirs einen neuen Platz herrichten. Das Grundstück war von der Stadt Miltenberg zur Verfügung gestellt und diente bis 1975 – dem Jahr der Fertigstellung der neuen Plätze oberhalb des Schützenvereins – als Heimat des jungen Vereins und Austragungsort ungezählter Begegnungen und Turniere.
Zur Verfestigung des Zusammenhalts gab sich die Vereinigung der acht Damen und sechs Herren im Jahr 1908 eine eigens Satzung. Hierin war auch die Aufnahme weiterer Mitglieder vorgesehen, soweit die Bewerber „einen guten Ruf“ hatten und die Mitgliederversammlung der Aufnahme mit ¾ Mehrheit zustimmte.
Erster Vorsitzender wurde der Amtsrichter Vogler.
Die Mitgliederzahl des jungen Clubs nahm zu. Schon bald mussten zur Erweiterung der Spielmöglichkeit Überlegungen zur Errichtung eines weiteren Platzes angestellt werden. Diem vom Kommerzienrat Jacob für die Anschaffung eines zweiten Platzes gestifteten 1.000,00 Reichsmark wurden im 1. Weltkrieg – als man doch andere Sorgen als die Errichtung eines Tennisplatzes hatte – als Kriegsleihe gezeichnet und waren für immer verloren. Während des Kriegs kam der Tennissport natürlich völlig zum Erliegen. Der Krieg riss auch in Miltenberg große Lücken, so dass die Mitgliederzahl 1924 nur noch 24 betrug.
Auch der vorhandene Platz war bei Ende des Krieges völlig verwahrlost und konnte nur unter großem Idealismus der 24 Mitglieder und vielen Mühen und großen finanziellen Opfern wieder bespielbar gemacht werden.
Trotz aller Wirren in den zwanziger Jahren nimmt auch damals der Tennissport einen gewissen Aufschwung, so dass im Jahr 1928 zur Erweiterung der Spielmöglichkeiten ein zweiter Platz auf dem städtischen Grundstück am Schechweg angelegt wurde. Diese beiden Plätze blieben bis zum Jahr 1975 die einzigen Stätten zur Ausübung des Tennissports in Miltenberg.
Man trug Freundschaftsspiele mit den benachbarten Clubs aus Wertheim, Aschaffenburg und Michelstadt aus. Aber das „Dritte Reich“ machte dem sich entwickelnden sportlichen und gesellschaftlichen Leben ein Ende. Die allgemeine wirtschaftliche Not führte auch dazu, dass sogar die Beschaffung von neuen Tennisbällen Schwierigkeiten machte. Im Jahr 1941 wurde dem Club die national-sozialistische Einheitssatzung aufgezwungen, 1942 wird der Club durch den Reichssportführer aufgelöst.
Bald nach Beendigung des 2. Weltkrieges schlossen sich die alten Tennisbegeisterten 1948 erneut zusammen, um ihr Spiel wieder aufzunehmen. Der Verein wird zunächst als Tennisabteilung des „Turnvereins Miltenberg 1862“ weitergeführt. Er hatte zunächst 18 weibliche und 21 männliche Mitglieder.
Große Schwierigkeiten machten wieder die Herrichtung der verwahrlosten beiden Plätze. Stützmauern mussten durch opferungsvolle Eigenarbeit hergerichtet werden, es fehlten Ziegelmehl und Bindemittel. Die alten Tennisbälle wurden vom Sporthaus Roth wieder aufgefrischt.
Die erste Vereinsmeisterschaft nach dem Krieg wurde 1949 ausgetragen. Die Teilnahme an den Bezirksmeisterschaften machte zunächst wegen der langen Anfahrtswege erhebliche Schwierigkeiten. Man veranstaltete auch wieder Freundschaftsspiele, z.B. mit den Tennisclubs aus Lohr, Walldürn, Obernburg und Offenbach.
Die Mitgliederzahl nahm ständig zu: Ende 1949 waren es bereits 79 Mitglieder. Im Sommer 1951 musste eine Aufnahmesperre beschlossen werden, da die Kapazität der beiden Plätze nicht mehr ausreichte. Nun wurde auch erstmals ein Trainer beschäftigt, der die Spieler systematisch unterwies und die sportliche Leistungsfähigkeit erheblich steigerte.
In der schweren Nachkriegszeit freute man sich besonders über gesellschaftliche Nikolausfeiern, Weihnachtsfeiern und Faschingsbälle. Man genoss selbstgebackene Kuchen und verteilte selbstgebastelte Preise. Auch im Winter konnte man den Ball nicht ruhen lassen. Man spielte in der Turnhalle Tischtennis.
Das Jahr 1952 war wieder ein bedeutendes Jahr in der Geschichte des Clubs. Er wurde durch Beschluss vom 29.3.1952 wieder aus dem Turnverein ausgegliedert und erlangte seine alte rechtliche Selbständigkeit zurück. Der erste Vorsitzende der neuen Organisation wurde Willi Beck, der es ununterbrochen 19 Jahre bis 1971 blieb. Bald wurden zum ersten Male Kreismeisterschaften in Unterfranken ausgetragen, an denen der Tennis-Club Miltenberg mit Erfolg teilnahm. Trotzdem schrumpften die Mitgliederzahlen. Der Club war jedoch, um die notwendigen Gelder für die Platzrenovierung zusammen zu bringen, auf beständige Einnahmen angewiesen. Deswegen wurde nicht nur aus sportlichem Ehrgeiz ein Trainer verpflichtet. Der sportliche Einsatz lohnte sich: Im Jahre 1962 holte die Damenmannschaft der damaligen Kreisklasse Unterfranken.
Nach wechselnden sportlichen Erfolgen und ständig schwankenden Mitgliederzahlen konsolidierte sich der Club in den Jahren 1969/70. Er hat nun 120 Mitglieder, so dass wieder eine Aufnahmesperre beschlossen werden musste. Die Damenmannschaft spielte in der Bezirksliga Unterfranken, die Herren in der unterfränkischen Kreisliga. 1971 wurden die Kreismeisterschaften gewonnen.
Nun ist der Tennis-Club kein exklusiver Verein mehr. Tennis ist zum Volkssport geworden. Es wird immer deutlicher, dass die beiden Plätze nicht mehr ausreichen. Der stetige Mitgliederzuwachs, das immer intensivere Training der Turnierspieler und die Turniere, zu denen wegen der sportlichen Erfolge auch Mannschaften bis von Würzburg und Bad Kissingen kommen, führen auf Dauer zu untragbaren Zuständen auf den nunmehr 70 Jahre alten Plätzen. Eingezwängt in die immer dichtere Wohnbebauung und ohne sanitäre Einrichtungen entsprachen sie nicht mehr den Anforderungen an ein neuzeitliches Sportgelände. Der Tennisbezirk Unterfranken drohte bereits mit einer Sperre für die Medenspiele.
Im Jahr 1972 wurde deswegen beschlossen, auf einem ca. 5000 m² großen, von der Stadt Miltenberg zur Verfügung gestellten Gelände oberhalb des Schützenhauses vier neue Plätze zu erstellen. Schon 1973 hatte der Club genehmigt Pläne in der Hand. Die begonnenen Bauarbeiten mussten jedoch aufgrund eines Gerichtsbeschlusses bis zum September 1974 eingestellt werden. Ein Nachbar sah sich durch die vom zukünftigen Spielbetrieb ausgehenden Geräusche in seiner Ruhe bedroht. Durch gerichtlichen Vergleich wurde dem Club endlich am 10. September 1974 der Weiterbau der Plätze mit Auflagen zur Dämmung der Lärmimmission gestattet. Es ist in erster Linie das Verdienst des damaligen 1. Vorsitzenden Dr. Heribert Eichhorn, dass dieser Vergleich überhaupt zustande kam. Ohne sein kluges, energisches und zähes Intervenieren auch beim zuständigen bayerischen Staatsministerium wären die Plätze dort wohl bis heute nicht gebaut worden.
Dem gerichtlich erzwungenen Baustopp von 22 Monaten schloss sich wegen des ungünstigen Zeitpunkts des Vergleichs ein von der Witterung erzwungener weiterer Baustopp von sieben Monaten an. So konnte die Einweihung der vier neuen Plätze erst am 14. September 1974 gefeiert werden. Mit ihrer Fertigstellung hat allerdings für den Club ein neues Kapitel in seiner Vereinsgeschichte begonnen: Trimmt der Tennissport den Körper in geradezu idealer Weise durch Kräftigung der Muskulatur des gesamten Bewegungsapparates, so entspannt das die Plätze umgebende viele Grün in der landschaftlich einmalig schönen Lage auch die Seele des stressgeplagten Miltenbergers. So macht die Anlage den Eindruck einer Oase der Ruhe und Entspannung.
Im Jahr 1979 konnte unter der Leitung des damaligen 1. Vorsitzenden Wilfried Schindelhauer das Richtfest für das Clubhaus gefeiert werden. Am 12. Juli 1980 wurde ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Clubs gesetzt: Der großzügig gestaltete Clubraum mit seiner geschmackvollen Innenausbau, dem ein Kachelofen eine gemütliche Atmosphäre verleiht, wurde eingeweiht. Damit erhielt das gesellschaftliche Leben einen neuen Mittelpunkt. Während der Saison find dort regelmäßig Clubabende statt und es werden gemeinschaftliche Treffen veranstaltet. Auswärtige Gäste können mit der technisch gut ausgestatteten Küche angemessen bewirtet werden.
Die partnerschaftliche Verbindung zwischen Miltenberg und der französischen
Stadt Arnouville-les-Gonesse ermöglicht dem Club, Turniere auch mit französischen
Tennisfreunden auszutragen: So fand anlässlich der 750-Jahrfeier
der Stadt Miltenberg 1987 an Pfingsten mit den Mitgliedern des TC Arnouville ein Turnier in
Miltenberg statt. Die Begegnung fand auf beiden Seiten – insbesondere aber bei den
französischen Freunden – begeisterte Zustimmung.
Sie führte dazu, dass sich Delegationen der beiden Clubs über 20 Jahre hinweg jeweils
über Pfingsten gegenseitig zum Tennisspielen und Feiern besuchten.